Die Stadt Gernsheim wollte ein möglichst hohes Maß an Sicherheit in der Finanzplanung und eine Kostenexplosion während der Sanierung vermeiden. Betonabplatzungen, offene Fugen, korrodierte und freiliegende Bewehrung waren Anlass, etwas zu tun. Das komplexe innerstädtische Unterführungsbauwerk soll noch viele Jahre genutzt werden können, das war die wegweisende Entscheidung. Deswegen wurden wir als Berater und Planer hinzugezogen. Die Bauamtsleitung erwartete von uns einen Statusbericht mit dem tatsächlichen Ausmaß der Schäden. Zudem sollten wir eine solide Kalkulation vorlegen, damit im Rahmen der Haushaltsplanung der Stadt rechtzeitig die Mittel für die Instandsetzung bereitgestellt werden können. Die Verantwortlichen der Stadt forderten im Vorfeld von uns eine detaillierte Antwort, wie das innerstädtische Nadelöhr trotz umfangreicher Sanierung weiter genutzt werden kann.
Die Lösungen haben wir mit dem Instandsetzungskonzept vorgelegt und sichergestellt, dass diese während der Ausführung umgesetzt werden.
Ohne solide Analyse keine sichere Planung
Um eine Aussage zum tatsächlichen Zustand eines Bauwerks machen zu können, stehen zahlreiche Untersuchungsparameter zur Verfügung. Damit die Kosten hierbei für den Bauherrn nicht aus dem Ruder laufen, legen wir je nach Bauwerk und Schädigungsgrad den Mindestumfang der Proben fest. Für das richtige Augenmaß ist Erfahrung gefragt. Deswegen nehmen wir bereits bei der Angebotslegung das Bauwerk in Augenschein und suchen gezielt nach kritischen Stellen. Diese Stellen werden stichprobenartig unter die Lupe genommen. Ein Problem bei der Unterführung in Gernsheim war u.a. der hohe Chlorideintrag im Sockelbereich der Stützwände. Der ungenügende Korrosionsschutz der Stahlbewehrung, die zu geringe Betondeckung und ein fehlendes Oberflächenschutzsystem führten dazu, dass die Tausalze ungehindert in die Konstruktion eindringen konnten. Das führte zu starken Schäden mit deutlicher Bewehrungskorrosion.
Die erfolgreiche Ausführung der Sanierung fordert detaillierte Vorgaben des Planers
Die richtige Vorbereitung des Untergrundes ist einer der wichtigen Schlüssel für den Erfolg der Sanierungsmaßnahme. Bei der Unterführung in Gernsheim hatten wir im Instandsetzungskonzept vorgegeben, die Flächen der Stützwände und im Sockelbereich im Höchstdruckwasserstrahlverfahren mit ca. 2.500 bar zu bearbeiten. Nach Abschluss der Untergrundvorbereitung hatten wir vor Ort geprüft, ob die Oberflächen so aufgeraut sind, dass das oberflächennahe Korn vollständig freiliegt. Das ist einer der wichtigen Schritte, damit sich Altbeton mit den neuen Schutzschichten überhaupt fest verbinden kann. Im Sockelbereich wurde der durch Chlorid belastete Beton bis in eine Tiefe von 4 cm und bis zu einer Höhe von 50 cm abgetragen. Um die Abtragsbereiche eingrenzen zu können, hatten wir im Rahmen der Schadenserhebung ein Chloridkataster erstellt.
Miteinander reden
Auch die Arbeiten in der Nähe der Hochgeschwindigkeitsstrecke der DB stellte kein Problem dar; es kam zu keinen Einschränkungen des ICE-Verkehrs. Dazu hatten wir die Ansprechpartner der DB schon rechtzeitig mit ins Boot genommen und die Zeitpläne und Schutzmaßnahmen kommuniziert.
Alle Erwartungen erfüllt
Das Resultat unserer Planungs- und Überwachungsleitungen kommentierte die Projektleiterin der Stadt Gernsheim so: „Hervorragende Fachkompetenz! Zu jeder Frage lieferten Sie immer eine fundierte Lösung; auch bei Fragen außerhalb des Projekts.“
Unterführung Stadtmitte
Die Unterführung quert die ICE-Bahnstrecke Mannheim – Darmstadt sowie die zwei angrenzenden Brücken. Die seitlichen Stützwände der Unterführung besitzen eine Gesamtlänge von ca. 395 m (Südseite) und ca. 363 m (Nordseite). Die Brückenbauwerke Westseite (Straßenüberführung Andreas-Brentano-Straße) und Ostseite (Straßenüberführung Andreas-Diettmann-Straße) haben jeweils eine Gesamtlänge von ca. 14,80 m und eine Breite von 4,80 m bzw. 5,50 m.
Nachfolgende Bauwerksteile waren Bestandteil der Untersuchung und Instandsetzung: